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Negative Politik

4. Mai 2023

NEGATIVE POLITIK IM UNTERNEHMEN. WIR DOCH NICHT!

„Bei uns spielt negative Politik keine große Rolle, da sind wir wirklich einzigartig.“

Nicht nur ich, auch Sie haben diesen Satz so oder ähnlich schon mal gehört. Doch so einzigartig, wie wir uns in dieser Hinsicht als Unternehmen oder als Mitgestalter auf den höheren Managementebenen fühlen, sind wir nicht. Und allzu oft glauben die, die sich über lästige und kräfteraubende Politik beschweren, gar nicht Teil dieses Systems zu sein. Doch sie werden zwangsläufig mitgezogen und müssen darauf reagieren.

DIE EINEN TURNEN VOR, DIE ANDEREN TANZEN MIT

Ein Großteil der negativen Politik im Unternehmen dient allein dem Erhalt von Vorrechten und Machtpositionen. Sie wird von Menschen aus Angst und Unsicherheit betrieben. Diese tun vorzugsweise das, was ihrer Positionierung und Sicherheit kurzfristig nutzt, selbst wenn es dem Unternehmen wenig hilft oder sogar schadet. Dass sie damit weder ihren Bereich und das Unternehmen voranbringen noch einen höheren persönlichen Reifegrad erfahren, bleibt diesen Personen verborgen – wenn es nicht pure Absicht ist.

In der Konsequenz fühlen sich andere aus Unverständnis und menschlich verständlichem Schutzverhalten berufen, bei dieser Politik mitzumachen. Meist reagieren sie nur und schwimmen mit dem Strom, statt aktiv mitzumischen. Doch irgendwann zerbricht der ethische Kompass selbst jener, die mit höchster Integrität gesegnet ins Unternehmen eingetreten sind. Geopferte Ideale werden zu verschenkten Potenzialen, und die unternehmerische Produktivität sinkt bedenklich.

DIE ZWEI HEBEL DER POLITIKENTSCHÄRFUNG

Nach meiner Beobachtung weisen die besten Unternehmen einen Politikquotienten von nur ca. zehn Prozent auf: Nur ein Zehntel der Mitarbeiter- und Managementzeit wird der internen Politik gewidmet, während 90 Prozent auf den Markt, nach außen, auf die Kunden und die damit verbundene Wertschöpfung gerichtet sind. In den meisten Organisationen jedoch liegt der Schnitt eher bei 30 bis 40 Prozent Politikanteil. Zu viel dreht sich darum, sich gegen Eventualitäten abzusichern, anderen gezielt zu schaden, auf die man neidisch ist, die einem gefährlich werden könnten oder die man einfach nicht mag.

Primitiv? Kindisch? Ja, aber leider Unternehmensalltag.

Um negative Politik zu entschärfen und auf ein Minimum zu begrenzen, existieren zwei Hebel:

HEBEL 1: POLITIK ERNST NEHMEN

Sie sollten sich der Politik bewusst werden, sie nicht dem Zufall überlassen und sich gezielt dem dahinterliegenden System widmen. Meistens lässt man sich resignierend nur verbal darüber aus, wie unangebracht und unverständlich bestimmte Verhaltensweisen sind, statt einzugreifen.


Negative Politik

Bildquelle: AdobeStock Azar

Schauen Sie genau hin:

Sosehr Sachargumente in Meetings, Jours fixes und Workshops ausgetauscht werden und damit im Vordergrund stehen, so wenig geht es meist um sie. Meiner Erfahrung nach hilft ein analytischer und systematischer Blick hinter die Kulissen:

Gerade die letzten beiden Aspekte, Neid und Angst im Hinblick auf Status und Macht, sind die stärksten Triebfedern negativer Politik. Dieses Durchdenken hat zwei positive Effekte: Einerseits können Sie souveräner mit negativer Politik umgehen, da Sie das System verstehen und erkennen, dass dieses Verhalten selten etwas mit Ihnen persönlich zu tun hat. Andererseits können Sie dem Ganzen mit einer durchdachten positiven Politik gezielt begegnen und für eine echte Unternehmensperformance sorgen. Dieser Hebel ist größer als jede Reorganisation oder Prozessoptimierung. Denn Politik ist nicht per se schlecht. Es ist nur die Frage, welchen Anstrich und welche Richtung Sie ihr geben.

HEBEL 2: POSITIVE POLITIK BETREIBEN

Positive Politik betreiben Sie, indem Sie das Wirkgeflecht und die emotionale Komplexität der Machtstrukturen in Ihrem Umfeld durchschauen und im Sinne des Unternehmens manipulieren:

Negative Politik ist einer der kritischsten Hemmschuhe im Management, weil sie verhindert, konsequent das Richtige zu tun.

POSITIVE POLITIK: AUF DIE RICHTIGEN SCHNITTMENGEN KOMMT ES AN

Das Ziel positiver Politik sind Bündnisse, die auf den wahren Einzelinteressen jener Kollegen und Mitarbeiter fußen, die in ihren Schnittmengen das Unternehmen voranbringen. Machen Sie sich dabei eines klar: Es gibt keine Unternehmensinteressen! Diese sind ein rein virtuelles Konstrukt. Es existieren nur Einzelinteressen.

Ihr Politikziel muss demnach sein, die wertvollen Schnittmengen gezielt zu vergrößern – etwa Neid in Ansporn zu verwandeln, Angst zu nehmen durch Empathie sowie konsequent und schnell politische Unverträglichkeiten zu beseitigen.

So überlassen Sie die politische Bühne nicht den wenigen von Unsicherheit und Angst getriebenen verderblichen Kräften. Vielmehr sorgen Sie dafür, dass die unternehmerischen Kräfte auf den wahren Zweck gerichtet werden, nämlich auf die Wertschöpfung!

Ihr
Matthias Kolbusa


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