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Dürfen Manager planlos sein

19. September 2024

DÜRFEN MANAGER PLANLOS SEIN?

SIE MÜSSEN ES SOGAR – ABER GEKONNT!

Wenn ich in einer Managementrunde äußere, dass Manager „zielorientiert planlos“ sein müssen, ernte ich meistens ein Grinsen über den „Beraterunsinn“, den ich zum Besten gebe. Schließlich haben doch alle mit der Muttermilch aufgesogen, wie straight das Managen ist: Vision und Strategie entwickeln, Plan erarbeiten und penibel abarbeiten.

Zielorientiert? Na klar! Aber planlos? So eine Schnapsidee!

Mit „planlos“ meine ich die entscheidende Kunst, vor und während einer Umsetzung den Fokus jenseits des Plans beständig auf das zu richten, was wirklich zählt: das Ergebnis. Jede Strategieumsetzung, jede Markteinführung und jede Kundengewinnung ist wie das Bezwingen eines unbekannten Bergs: Die Besteigung eines Bergs, den man nicht kennt, kann man nicht planen.

DER GIPFEL IST KLAR, DER BERG IST DAS GEHEIMNIS

Wir haben immer unser Ziel, den Gipfel, vor Augen, aber keinen Schimmer, was uns hinter der nächsten Kurve erwartet.

Von Hitzestau und Gegenwind ganz zu schweigen.

So ist es auch mit unseren Plänen und ihrer Kontrolle: Meistens ist all das Zeit- und Energieverschwendung, denn wir wissen einfach nicht, wie es laufen wird.

Das Ziel, das Ergebnis, ist entscheidend, nicht der Plan! Das ist eine simple Wahrheit, die wir viel zu oft aus dem Auge verlieren. Die Verführung dazu ist ja auch allzu groß. Häufig vernichten wir mit unserer Art, zu planen, zu kontrollieren und zu managen, die Chance auf echtes Umsetzungsmomentum, also den Zeitpunkt und Zustand, in dem intensiv gearbeitet wird, in dem die Mannschaft großartig vorankommt und dies noch nicht einmal als anstrengend empfindet.

1. Jede Umsetzung ist Neuland

Ob Strategieumsetzung, Projekt oder Change – jedes Vorhaben ist Neuland, das niemand vor uns bisher betreten hat.

Niemand hat den Markt mit genau dieser Mannschaft oder diesem Produkt zuvor erobert, und es hat auch niemand den Windpark dort gebaut, wo wir ihn bauen werden. Wir kennen nur den Gipfel, zu dem wir wollen. Für den Berg selbst gibt es keine Karte, keinen Standard und kein Best Practice.

Dürfen Manager planlos sein

Bildquelle: KI

2. Mut, zu dieser Erkenntnis zu stehen

Ich kenne nur wenige, die zielorientierte Planlosigkeit konsequent praktizieren, um ihre Strategien zügig mit echtem Umsetzungsmomentum Realität werden zu lassen. Die meisten erstellen Pläne und gaukeln den Lenkungsausschüssen und Aufsichtsräten vor, sie wüssten genau, was wann wie kommen wird. Eine Menge Arbeit entsteht, die mit dem eigentlichen Ergebnis, der Zielerreichung und ihrer Umsetzung, nicht mehr viel zu tun hat.

In großer Vorstandsrunde fragte mich kürzlich ein Aufsichtsrat: „Wie gehen Sie jetzt genau vor?“ Meine Antwort:

„Ich habe keine Ahnung. Das wird sich zeigen.“

War diese Antwort unpassend? Nein, sie war ehrlich! Und nachdem ich ihm anschließend den „Umsetzungsdreisprung“ beschrieben hatte, waren wir voll auf einer Linie.

3. Managementdisziplin

Mit großer Disziplin schwören wir unser Team während der gesamten Umsetzung immer wieder auf das Ergebnis ein, um reine „Input-Aktivitäten“ zu verhindern. Vergessen wir Statusreportings von der Stange, die lediglich auf Aktivitäten abzielen und keine Ergebnisorientierung besitzen. Ist die Alternative jedoch nicht eine gefährliche Mischung aus Opportunismus und Aktionismus – nichts als naive Planlosigkeit? Nein, gekonntes Umsetzungsmanagement eliminiert konsequent alles, was mit der Zielerreichung nichts zu tun hat. Und das fängt beim fruchtlosen Planen und Kontrollieren an.

DER UMSETZUNGSDREISPRUNG

Erst wenn uns das Zielbild insgesamt klar ist, in Einzelteile zerlegt wurde und die Verantwortlichen für diese Puzzlestücke deren Ziel und Ineinandergreifen klar vor Augen haben, widmen wir uns dem Wie. Wir planen ausdrücklich nicht das große Ganze, um den beinhart fixierten Weg dann über Aktivitäten zu kontrollieren.

Stattdessen disziplinieren wir uns im Umsetzungsdreisprung. Alle zwei Wochen (die Frequenz kann nach Belieben oder Bedarf festgelegt werden, ist jedoch unbedingt einzuhalten!) setzen wir uns mit den Teilprojektleitern und diese mit ihren Teams zusammen und fragen uns:

  1. Was genau wollen wir erreichen und woran merken wir, dass wir vorankommen?
  2. Was macht uns sicher oder unsicher, dass wir das Beabsichtigte schaffen?
  3. Was konkret muss als Nächstes erreicht werden?

Unverzichtbar dabei: Wir denken und sprechen nur in Ergebnissen, keinesfalls in Aktivitäten. Mit diesen wenigen Regeln gelingt es uns, jede Umsetzung besser zu managen. Genießen wir es fortan, schnell und sicher voranzukommen!

Ihr
Matthias Kolbusa

 


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